Jedermann mit Christine Neubauer

Summer Proms im Brunnenhof

Er lebt in Reichtum, Saus und Braus und schert sich um seine Mitmenschen so wenig wie um sein Seelenheil. Bis ihn der Tod vor Gottes Richterstuhl lädt, und er erkennen muss, dass all seine irdischen Besitztümer hier nichts wert sind … Hugo von Hofmannsthals „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ ist ein Klassiker der Weltliteratur.

Seit das Stück 1920 zur Eröffnung der ersten Salzburger Festspiele auf dem dortigen Domplatz gegeben wurde, ist es untrennbar mit dem Festival verbunden. Jahr um Jahr reißen sich die großen Schauspielstars darum, in Salzburg die Hauptrollen – Jedermann, Buhlschaft und Teufel – zu spielen. Doch auch jenseits des Domplatzes erfreut sich der „Jedermann“ einer quicklebendigen Aufführungstradition. Nur einen Katzensprung entfernt ist eine der beliebtesten „Jedermann“-Produktionen überhaupt entstanden: Peter Willy Willmanns Inszenierung für die Kulturbühne Salzburg.

Mit zahlreichen Aufführungen bei namhaften deutschen und österreichischen Bühnen und Festivals hat sie sich regelrecht zum Theater-Exportschlager entwickelt. Willmanns „Jedermann“ liegt eine gestraffte, modernisierte Textfassung des Mysterienspiels zugrunde, in der die alte Parabel vom guten und moralisch einwandfreien Leben erfrischend aktuell und glaubwürdig erzählt wird. Die Inszenierung ist opulent und volkstümlich: Sie verwendet die Originalkostüme der Salzburger Festspiele von 1959 und sorgt mit einem beeindruckenden Aufgebot an Falken, Pferden und Fackeln sowie Tanzeinlagen der Münchner Moriskentänzer zur mittelalterlichen Musik des Ensembles Capella Monacensis für eine unvergleichlich dichte Atmosphäre.

Bei den Summer Proms im Brunnenhof geht dieser „Jedermann“ mit Peter Willy Willmann in der Titelrolle und einer umwerfenden Christine Neubauer als Buhlschaft in diesem Jahr zum siebten Mal über die Freilichtbühne – und er hat das Zeug dazu, auch in München zur festen Institution zu werden!

Aufführung in der Textfassung von Peter Willy Willmann

(c) Text: Muenchenmusik.de


Die Bernauerin


Marquis von Keith – oder ein gefallener Teufel

Mit Mira Bartuschek, Stefan Born, Katharina Brenner, Helmut Dauner, Alexander Duda, Veronika Eberl, Florian Fitz, Lorenz Gutmann, Sarah Jung, Ulli Kielhorn, Reinhold Lampe, Christine Neubauer, Christian Schneller, Hans Schuler, Markus Völlenklee, Susi Weber, Sissi Wolf Die Münchner Salon- und Geschäftswelt um 1900. Der Marquis von Keith, als Sohn eines Hauslehrers auf die Welt gekommen, gilt als ein Mann, der immer über reichlich Geld verfügt. In Wirklichkeit besitzt er so gut wie nichts – außer einer brillanten Idee und dem hervorragenden Talent, seine Umwelt für sich einzunehmen. So überzeugt er wohlhabende Münchner Honoratioren, in sein jüngstes Projekt zu investieren: die „Feenpalast-AG“. Der Konzertbau soll nicht nur für Keiths Geliebte, die Gräfin Anna Werdenfels, zum Schauplatz für sängerische Triumphe werden, sondern ihm selbst den ersehnten Aufstieg in die Welt der Mächtigen und Reichen verschaffen. Die Investoren sähen es allerdings gern, wenn auch Konsul Casimir, „das größte deutsche Finanzgenie“, an dem Projekt beteiligt wäre.

Keith schickt voreilig ein fingiertes Glückwunschtelegramm des Konsuls an die Feenpalast-Gesellschaft – und glaubt, er habe nun sein Ziel erreicht. Aber er kann seinen Erfolg nicht auskosten und muß feststellen: „Eben setzt man den Fuß auf den grünen Zweig, da hat man den Hals in der Schlinge.“ Der fixe Marquis hat eine Kleinigkeit außer acht gelassen: Wenn man Geschäfte macht, muss man auch Bücher führen. Und Konsul Kasimir nimmt den Telegrammbetrug zum Vorwand, das Unternehmen „Feenpalast“ an sich zu reißen. Er übernimmt das Keithsche Projekt samt Keithscher Freundin und heiratet die Gräfin Werdenfels. Der weniger seriöse Kapitalist Keith wird als „Verbrecher“ aus der Münchner Gesellschaft ausgestoßen und gezwungen, die Stadt zu verlassen. Aber er kommt mit heiler Haut und einem gut dotierten Abfindungsscheck davon. Und so kann er, das Geld in der einen, den Selbstmordrevolver in der anderen Hand, die Waffe grinsend weglegen und feststellen: „Das Leben ist eine Rutschbahn.“

Frank Wedekind (1864 – 1918) hat den grotesken Schwank um den zynischen Glücksritter Keith in den Jahren 1898 bis 1900 geschrieben; uraufgeführt wurde das Stück 1901 in Berlin.
Wedekind, Schauspieler, Regisseur und Autor ebenso berühmter wie berüchtigter Stücke („Frühlings Erwachen“, „Erdgeist“, „Die Büchse der Pandora“, „Musik“, „Lulu“), hielt den „Marquis von Keith“ für sein „künstlerisch reifstes und geistig gehaltvollstes Stück“ und den Keith „für die beste Rolle, die ich geschrieben habe“. Er hat sie oft gespielt.
Das Münchner Volkstheater präsentiert den „Marquis von Keith“ in einer Fassung, die auch Szenen aus der Ur-Version des Stücks „Ein gefallener Teufel“ berücksichtigt. (Quelle: Münchner Volkstheater)